Notruf, Kommunikation, Werbung und Barrierefreiheit – IoT und Cloud im Aufzug

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Dass in einem smarten Gebäude auch der Aufzug smart sein sollte, steht fest. Aber auch in Bestandsanlagen sollte man sich ein Update gönnen. Immerhin sind 100.000 Aufzüge ohne Notrufsystem sobald das analoge Telefonnetz abgeschaltet und durch IP-Telefonie ersetzt ist. Günter Baca von View-Elevator beschäftigt sich mit dem smarten Aufzug, Im Interview berichtet er, was diese können müssen und welche Chancen für den Immobilienbesitzer, bzw. -Betreiber darin stecken.

Ghezzo: In Sachen Notruf kommt ja auf viele Bestandsimmobilien bzw.- bestehende Aufzugsanlagen eine ziemliche Herausforderung zu.

Baca: Ganz besonders betrifft es gerade den deutschen Aufzugsmarkt. Zwei Novellierungen bringen die Aufzugbranche massiv in Bewegung: Zum einen durch die Novelle der BetrSichV per 1. Juni 2015, die im November 2016 noch einmal aktualisiert wurde. Die Telekom tat mit ihrer strategischen Entscheidung, das analoge Telefonnetz auf IP-Telefonie umzustellen, ihr Übriges dazu. Nun müssen bestehende Notrufsysteme an den Stand der Technik angepasst beziehungsweise bis Ende 2020 nachgerüstet werden. Experten schätzen, dass es in Deutschland noch rund 100.000 Aufzüge ohne Notrufkommunikations-System gibt, zusätzlich entsprechen einige der bereits eingebauten Systeme nicht den Normen und dem Stand der Technik. Auch wenn hierzulande wenig darüber kommuniziert wird, ist die Situation in Bezug auf die Digitalisierung nicht wesentlich anders.

Ghezzo: Wie komplex ist denn die Digitalisierung des Notrufs und wie kann man diese schaffen?

Baca: VIEW beinhaltet das „erste barrierefreie Notruf-System nach dem Zwei-Sinne-Prinzip“, automatische Erkennung von Notfällen und Gegenständen in der Kabine und einen Kommunikations-&InfoScreen.

Die Digitalisierung ist zu aller erst eine große Chance. Das erkennen offensichtlich Konsumenten rascher, als die professionelle Betreiber von Immobilien. Heute telefoniert niemand mehr mit dem Wählscheibentelefon – das Smartphone ist allgegenwärtig. Nur im Aufzugsnotruf ist das bis heute nicht angekommen. Die Benutzer von Smartphones fragen sich selten, wie komplex die Technologie ist – sie richten ihren Fokus auf den Nutzen, den sie vom praktischen Einsatz haben.

Smartphones sind deshalb so erfolgreich, weil sie einen vielfachen Nutzen bieten. Genau von dieser Seite haben wir von VIEW das Thema aufgenommen. VIEW ist deshalb mehr als ein digitales Notruftelefon. Als die erste multifunktionale Aufzugskommunikations-Plattform soll VIEW sich nebenbei mehrfach nützlich machen. Zum Beispiel indem es Aufgaben des Liftwärters übernimmt, die Kommunikation der Hausverwaltung mit den Bewohnern vereinfacht, dabei hilft Vandalismus zu verhindern, aktiv die Betriebssicherheit erhöht, Fehlalarmierungen und die Kosten dafür ausschließt, die Betriebskosten reduziert und mit Werbung Geld verdient.

Kurz: Die digitale VIEW-Lösung macht den Aufzugsnotruf smart. Dazu gehört natürlich ein Screen, Interaktion, Sensorik und Künstliche Intelligenz und Edge Computing. Damit macht VIEW den Notruf auch für Personen mit Beeinträchtigung des Gehörs oder der Sprache nutzbar. VIEW ist das erste Notrufsystem, welches das in der B1600 geforderte Zwei-Sinne Prinzip anwendet. Die Notrufkommunikation erfolgt über den Bildschirm und Tasten.

Der selbe Bildschirm versorgt in der übrigen Zeit Bewohner und Besucher mit Informationen. Neben Informationen der Hausverwaltung sorgen gemanagte Werbeinhalte für eine Einnahmequelle, die dabei hilft, die Betriebskosten zu reduzieren.

Ghezzo: Werbung digital in Aufzüge zu bringen, klingt erstmal nach einer simplen und genialen Idee. Damit es dann letztlich den Werbenden wirklich etwas bringt und der Nutzen auch messbar wird, braucht es dann aber wahrscheinlich doch mehr. Was kann View Elevator hier anbieten?

Baca: Um Ihnen eine Vorstellung von der Wirksamkeit der Idee zu vermitteln, stellen Sie sich folgenden vor: Was wäre, wenn Sie Ihre Kunden in einen Raum bringen, die Türen schließen und ihre ungeteilte Aufmerksamkeit haben könnten? Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Ihre Botschaft ohne Ablenkung gesehen wird, einen isolierten Ort, an dem Ihre Werbung das einzige sichtbare Medium ist. Die Stärke der Aufzugswerbung ist das gefangene Publikum, dem es nur darum geht, das zu sehen, was in der Kabine an visuellen Reizen angeboten wird. Aufzugswerbung kombiniert sehr gezielte Reichweite mit ungeteilter Aufmerksamkeit.

Die VIEW-Sensorik macht den Nutzen messbar. Denn sie stellt sicher, dass Medien nur ausgespielt werden, wenn der Aufzug auch benutzt wird. Die gezielte Ansprache von Personen kann sowohl aufgrund der Lage, des Gebäudetyps, des Zeitraums, der Tageszeit und sogar nach Fahrtrichtung abgestimmt werden. Aufzugswerbung hat aufgrund der Fähigkeit, enger zu zielen, eine höhere Wirksamkeit.

Aufzugswerbung erfreut sich gerade bei Kleinunternehmern wachsender Beliebtheit. Aufzugsanzeigen erfüllen nicht nur die Kriterien der Benutzerfreundlichkeit und des Budgets, sondern bieten auch eine kreative und effektive Marketingressource für kleine Unternehmen, die in einer bestimmten Verbrauchernische, einem bestimmten Gebiet oder einem bestimmten B2B-Marktsegment Eindruck machen müssen. Im Aufzug sind die Anzeigen kleiner Unternehmen auf Augenhöhe mit globalen Konzernen.

Ghezzo: Wenn man sich für ein smartes digitales VIEW Notrufsystem entscheidet, stellt sich da die Frage, ob Notrufsysteme nicht an Hersteller oder bestimmte Notrufzentralen gebunden sind?

Baca: Aus Sicht des Betreibers ist die beste Lösung, ein herstellerneutrales Notrufsystem einzusetzen. Derartige Systeme können auf jede Notrufzentrale – ob Aufzugunternehmen oder Sicherheitsdienst – aufgeschaltet werden. So können sich Betreiber aus der „Abhängigkeit“ von Aufzughersteller oder Wartungsservice befreien. Die VIEW Aufzugsnotruf- und Kommunikationsplattform ist nicht nur barrierefrei, sondern auch herstellerunabhängig, leicht einzubauen und zukunftssicher. Natürlich kann sie auch an die bewährte Notrufzentrale angeschlossen werden.

Ghezzo: Edge Computing ist ein Schlagwort aus dem IOT Umfeld. Was bedeutet er im Zusammenhang mit der Kommunikationsplattform im Aufzug?

Baca: Edge Computing ist für das IoT die unverzichtbare Schlüsseltechnologie, auf die VIEW Elevator bei der Entwicklung seiner smarten Aufzugs-Notruf- und –Kommunikationsplattform seit 2015 setzt. Beim Edge Computing werden Daten dezentral in der Netzwerkperipherie verarbeitet – also an dem Ort, wo sie generiert wurden. Bei VIEW ist das die Aufzugskabine. Die Bedeutung der Technologie steigt mit der Menge an Daten, die durch das Internet der Dinge erzeugt wird.

Bei VIEW werden Daten erst in die Cloud übermittelt, wenn an der Anlage ein definierter kritischer Zustand erkannt wurde. Die übermittelten Daten dienen dann zur Abwehr einer konkreten Gefahr oder zur Anforderung betriebswichtiger technischer Interventionen.

VIEW´s Edge Computing sortiert die erfassten Daten in Echtzeit und am Ort der Entstehung vor. Dabei unterscheiden VIEW´s Edge-Computing-Systeme zwischen „Wegwerfdaten“ und „kritischen“ beziehungsweise „hyperkritschen“ Daten. Die VIEW SenseTM Geräte produzieren mit ihren Sensoren große Datenmengen. Die Mehrheit dieser Informationen sind allerdings „Wegwerfdaten“, geprägt durch minimales oder gar fehlendes Potenzial für eine spätere Wiederverwendung. Das IoT-Gerät benötigt diese Daten zwar in Echtzeit für sofortige Entscheidungsfindung – danach aber nicht mehr.

Nach der ersten Analyse löscht es echtzeitrelevante Daten und leitet nur noch die daraus abgeleiteten Erkenntnisse an den Server oder die Cloud weiter. Aus ihnen kann man auch später noch einen Nutzen ziehen. So hilft Edge Computing, konventionelle Computing-Systeme zu entlasten und gewährleistet die für das IoT so wichtigen geringen Latenzzeiten. Im Zusammenhang mit den für VIEW Sense entwickelten Bildanalyseverfahren ergibt sich als weiterer Aspekt der Datenschutz. Daten werden nur bei „Gefahr im Verzug“ an den Server und damit an die Notrufzentrale geschickt.

Ghezzo: Wie sind Ihre Erfahrungen aus der Praxis der letzte Jahre? Wo findet man Ihre Systeme und was melden die Kunden zurück?

Baca: Die Erfahrung der Praxis zeigt, dass viele Aufzugsbetreiber den Notruf als notwendiges Übel sehen, das Geld kostet. Mit dem VIEW System sind sie erstmals in der Lage aus der Not eine Tugend zu machen. Das System erfüllt nicht nur als erstes alle Anforderungen von Normen und Gesetzen an die Barrierefreiheit, sondern ist auch eine neue Einnahmequelle oder Betriebskostenbremse. Mit dem Ausspielen von Werbung macht sich das System selbst bezahlt und verbessert gleichzeitig die Mieterkommunikation. Die Hausverwaltung kann wichtige Informationen einfach per Mouse-Click und in Echtzeit in die Aufzüge einspielen. VIEW Systeme finden sich sowohl in Bürogebäuden, Wohnhäusern und in öffentlichen Gebäuden. Kunden schätzen das Plus an Sicherheit und die Aufwertung des Gebäudes, die neue Einnahmequelle so wie die vereinfachte Kommunikation mit Mietern und Besuchern. In einzelnen Fällen wurde sogar über die positive Auswirkung auf Vandalismusverhalten berichtet.

Ghezzo: Wie geht es weiter? Sie bieten schon jetzt eine technisch extrem ausgereifte Lösung an. Welche Visionen und Innovation bereiten Sie vor?

Baca: Das VIEW-System macht aus jedem Aufzug ein digitales Asset. Dabei vernetzten wir alle Akteure, die an der Nutzung, Verwaltung und Betreuung von Aufzügen beteiligt sind in der Cloud. So entsteht ein zentraler Sicherheits-, Informations- und Kommunikations-Hub für jeden Aufzug. Mit dieser Innovation trägt ViewElevator auch dazu bei, Aufwand und Kosten für alle Beteiligten zu reduzieren, die Sicherheit und Kommunikation für Benutzer und Betreiber deutlich zu verbessern, sowie die Basis für optimierte vorausschauende Wartung zu schaffen.

Ghezzo: Zustandsüberwachung und vorausschauende Wartung: Ist das nicht eher in der Verantwortung der Hersteller? Was kann View Elevator da tun?

Baca: Gerade kleinere und mittlere Aufzugsunternehmen können sich die enormen Kosten einer eigenen IoT-Entwicklung von Predictiven Überwachungs-Systemen nicht leisten. Hier sind große, ohnehin schon marktbeherrschende Unternehmen klar im Vorteil. Wir sehen durch eine herstellerunabhängige 24/7-Zustandsüberwachung die Chance, auch diesen für den Markt und die Kunden wichtigen Unternehmen ihren Platz im Markt zu sichern. Unsere Systeme sind außerdem leicht nachzurüsten und können auch ältere Aufzüge smart machen.

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