Mit IoT und Sensortechnik gegen den uralten Feind des Gebäudes – den Schimmel

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Bernhard Lipp beschäftigt sich als Geschäftsführer des IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie seit Jahren forschungsseitig mit dem Thema Raumluftqualität und Thermik in Gebäuden. Sensorik und die Vernetzung des Gebäudes eröffnen ganz neue Perspektiven. Die Forschungsergebnisse setzt Lipp nun mit dem Proptech Startup HSBS in der Praxis um. Wie hier die ersten Erfahrungen aus der Praxis sind und wohin die Reise weitergeht, verrät er im Interview.

 

Ghezzo: Sensortechnik gegen Schimmel: Wie funktioniert das in Praxis?

Lipp: Es wurde ein „plug an play“-Lösung entwickelt. Basisgerät aufstellen und einstecken, Sensoren platzieren und per Knopfdruck mit der Basis verbinden und los geht es. Ein Balken am Basisgerät zeigt das aktuelle Schimmelrisiko neben den Messwerten für sehr genauen Messwerten für die Temperaturen (+- 0,3 °C) und Luftfeuchten (+- 2%).

Ghezzo: Gibt es schon Nutzererfahrungen dazu?

Lipp: Ja natürlich. Z.B. wurde das System im Winter heuer in Salzburg bei einer vermieteten Wohnung an eine Studentenwohngemeinschaft eingesetzt. Da konnten die Studenten genau sehen, wenn ihre Temperaturen in der Wohnung zu niedrig und dadurch die Luftfeuchten zu hoch waren und entsprechend den Anzeigen auf dem System Heizen bzw. Lüften. Auch die Quittierungen werden natürlich mit aufgezeichnet.

Ghezzo: Wie schaut es mit dem Datenschutz aus? Wer bekommt welche Daten?

Lipp: Hier gibt es hauptsächlich drei Varianten:

1) Die Daten bleiben im Basisgerät in der Wohnung. Die Daten, die Lüftungsaufforderungen und Hinweise, die Reaktionen werden aufgezeichnet. Bei einem Streitfall würden gesamten Daten mit Zustimmung der Mieter ausgelesen und man hat sofort eine Auswertung ob ein Nutzerfehlverhalten vorliegt oder ein Baufehler die Ursache ist.

2) Das Basisgerät wird bei einem Problemfall von der Hausverwaltung und den Mietern gemeinsam aufgestellt und die Sensoren werden platziert. In diesem Fall müsste der Mieter zustimmen das über einem bestimmten Zeitraum z.B. 2 Wochen die Daten in der Cloud gespeichert werden. Die Daten und Bewertungen können von den Nutzern und der Hausverwaltung Online eingesehen werden um das Problem zu klären. Natürlich gibt es die Anzeige am Basisgerät weiterhin. Dabei erhält man schnell Rückschlüsse auf die wahrscheinliche Fehlerursache. Die Daten werden im Anschluss vom Gerät und der Cloud gelöscht.

3) Das System wird mit Zustimmung der Mieter installiert und die Daten aufgezeichnet und in der Cloud gespeichert. Den Zugriff auf die Daten in der Cloud hat der Mieter lesend und mit den genauen Aufzeichnungen. Der Vermieter bekommt nur eine Summenauswertung mit der Anzahl der Warnungen und Quittierungen pro Monat. Damit gibt es keinen detaillierten Rückschluss auf ein persönliches Verhalten der Mieter und dies ist datenschutzrechtlich gedeckt. Jedoch wissen die Hausverwaltungen, wenn es in einem Gebäude ein größeres Problem mit Lüften und Feuchtigkeit gibt und können Aufklärungsmaßnahmen setzen.

Ghezzo: Welche weiteren Anwendungen und Lösungen wir die HSBS und das IBO noch bringen?

Lipp: Wir gehen weiter den Weg Smarte Lösungen auf IoT-Basis für den Innenraum zu bringen. CO2-Sensoren sind ja schon jetzt möglich. Der nächste Schritt ist die Integration von VOC-Sensoren und danach erfolgt die Einbindung von Feinstaubsensoren. Wir integrieren aber nur Sensoren, wenn diese die erforderliche Genauigkeit und Stabilität haben. Wir wollen einfach Lösungen bringen die einfach anwendbar und sehr günstig sind und damit hohen Nutzen stiften.

Ghezzo:Mit HSBS sind Sie ein richtiges Proptech. Gibt es hier Austausch mit anderen Startups aus dem Bereich?

Lipp: Ja, die Software und Hardwareentwicklung wird von einem Startup, der linkbit GmbH gemacht.

Ghezzo: Bei dem IBO steht ja Green & Sustainable Buildings auch im Mittelpunkt. Wie sehen Sie aktuell die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche?

Lipp: Die Green & Sustainable Buildings sind im Wohnbau maßgeblich von der Wohnbauförderung getrieben. Durch die Entwicklungen in der Seestadt Aspern, alle Gebäude werden einer ÖGNB-Nachhaltigkeitsbewertung unterzogen mit einer Begleitung und durch das klimaaktiv-Programm des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich gibt es in diesem Bereich eine sehr positive Entwicklung. Auch wichtige öffentliche Bauten, wie die Sanierung des Parlamentes, werden mit klimaaktiv- und der ÖGNB-Bewertung begleitet. Auch der IBO ÖKOPASS erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Daher sehe ich gute Basis für die Bewältigung der Paris-Ziele jedoch müssen wir möglichst rasch noch deutlich schärfer werden.

Über IBO und HSBS

 

ören Sie mehr über das Thema und treffen Sie DI Dr. Bernhard Lipp bei der best(and)IMMO #5

 

 

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