Innovation: die neue Tugend der Immobilienwirtschaft

von

DI Herwig Teufelsdorfer COO BUWOG Group 2017

Der Wettlauf um Innovation erreicht auch die bisher eher konservative Wohnungswirtschaft – und das obwohl der Wohnungsmarkt in den Ballungsräumen boomt. Man befindet sich eigentlich in der Komfortzone. Herwig Teufelsdorfer – COO der BUWOG Group – sucht passende Innovationen und kümmert sich um deren Umsetzung. Dabei nützt er das Know How von Proptechs, setzt aber auch stark auf die Ideen der Mitarbeiter. Eine Unternehmenskultur die letzteres fördert und gleichzeitig auch Fehler zulässt, hält er für eine essentielle Grundlage um in der rasanten Entwicklung der Märkte Schritt zu halten.

Ghezzo: Was bedeutet für Sie als Immobilienunternehmer das Thema Innovation?

Teufelsdorfer: Innovation bedeutet Erneuerung, über den Tellerrand schauen und mit offenen Augen durchs (Berufs-)Leben gehen.

Eindrücke aufnehmen, Ideen generieren und diese im eigenen Umfeld umsetzen.

Warum wird Innovation auch in der Wohnwirtschaft gerade so wichtig, wo doch gerade die Wohnungsnachfrage so groß ist, dass man sich um die Vermarktung keine Gedanken machen muss?

„Adapt or die“, eine wohlig warme Umgebung die keinerlei Anstrengung verlangt führt im wirklichen Leben zur Ausbreitung von Krankheiten und im Berufsleben zu Ineffizienzen.

Die Immobilienbranche war bisher keinerlei äußerem Zwang ausgesetzt innovativ zu sein. Im Vergleich zur produzierenden Industrie ist ein gewisser Vorbehalt Innovationen gegenüber unserer Branche nicht zu leugnen. Mit der Veränderung der umgebenden Lebenswirklichkeit entwickelt nun dieser Mangel an Innovationen einen Druck, der unmittelbar zu schnelleren und weitreichenderen Adaptionen in der Branche führen wird als dies vor wenigen Jahren noch vorstellbar gewesen wäre.

Ghezzo: Die Digitalisierung geht einher mit einer Art Paradigmenwechsel in der Wirtschaft: Sharing Economy, Design Thinking, Automatisierung, KI, Big Data sind Schlagworte, die auch einen tiefgreifenden Kulturen Wandel in den Unternehmen fordern. Wie sehen Sie das für die BUWOG?

Teufelsdorfer: Die genannten Begriffe sind als Tools zu verstehen die einer durchdachten Anwendung bedürfen, „a fool with a tool is still a fool“. Bei der BUWOG versuchen wir eigene Ideen mit Lösungen am Markt zu kombinieren. Dort wo wir keine Lösungen finden, entwickeln wir unsere eigenen Ideen und bauen wir uns selbst eigene Tools, so wie wir das mit unserer MieterApp oder dem Portal für unsere Kunden im Bereich Drittverwaltung gemacht haben. Wesentlich ist aber ein offener Umgang im Unternehmen und eine Kultur, die Fehler zulässt, unterstützt aus Fehlern zu lernen, und die Ideen der Mitarbeiter aufnimmt und für das Unternehmen nutzbar macht. Dies ist weniger eine technische oder prozessuale Aufgabe, sondern eine Herausforderung an die Führungskultur einer Organisation. Der offene Umgang miteinander, die klare und verständliche Kommunikation von Aufgaben und Zielen über eine Kaskadierung innerhalb der Organisation sowie das ständige Hinterfragen dessen was man tut sind notwendige aber nicht hinreichende Bedingungen.

Ghezzo: Auch Scheitern und Fehlschläge, sowie radikale Richtungswechsel gehen damit einher. Gibt es in der Immobilienwirtschaft dafür Platz?

Teufelsdorfer: Wer in seiner Organisation dafür keinen Platz lässt bzw. schafft, für den wird es langfristig keinen Platz in der Immobilienwirtschaft geben.

Ghezzo: Wie sieht es mit der Anpassung interner Prozesse aus? Was sind da die Herausforderungen und Chancen?

Teufelsdorfer: Prozesse sind die Nervenstränge der Abläufe im Organismus eines Unternehmens. Die Logik und Sinnhaftigkeit die dahintersteht ist essentiell. Die Beschäftigung mit den eigenen Prozessen ist daher für ein erfolgreiches Unternehmen unabdingbar.

In der Praxis wird meist übersehen, dass die Definition der Prozesse alleine keinen Fortschritt bringt. Die Kunst liegt in der Vermittlung der Inhalte der Prozesse, der Gedanken und Überlegungen die zur Ausgestaltung des Prozesses geführt haben. Erst wenn alle Beteiligten im Prozess verstanden haben was genau ihre Rolle und ihr Beitrag zu den Unternehmenszielen ist, kann dieser Prozess auch gelebt werden. Das bloße Antrainieren der Handgriffe führt zu Frustration und zum Versiegen innovativer Potentiale im Unternehmen.

Ghezzo: Welche spannenden neuen Features und Innovation hat die BUWOG schon umgesetzt und wohin geht die Reise?

Teufelsdorfer: Wir werden nach der erfolgreichen Einführung der MieterApp in Deutschland diese im Verlauf des Jahres auch unseren Mietern in Österreich zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus testen wir gerade einige  innovative Ansätze in Bezug auf Marketing  und Vermietung.

Mittelfristig setzen wir uns sehr intensiv mit der Vermeidung von Medienbrüchen im Unternehmen auseinander um so die Digitalisierung im Unternehmen zügig voran zu treiben

 

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